Forschungsprofil:
  1. 1 Regionale Schwerpunkte
  2. 2 Forschungsgrundsätze, Forschungsmethoden,
  3. 3 Forschungsfelder,
  4. 4 zukünftige Forschungsinteressen

1. Regionale Schwerpunkte

2. Forschungsgrundsätze, Forschungsmethoden

2.1 Forschungsgrundsätze

Während meines Studiums festigte sich in mir die Erkenntnis, dass die Frage nach der sozialen und räumlichen Organisation von Gesellschaft sowie nach den Wechselwirkungen mit ihrer Umwelt nicht von einer Wissenschaftsdisziplin allein erschöpfend beantwortet werden kann: Um sich mit einer solch grundlegenden Fragestellung erfolgreich auseinan-derzusetzen ist es nicht nur notwendig, die Erkenntnisse verschiedenster Fachrichtungen zu kombinieren, sondern insbesondere auch neue Forschungsaktivitäten in den Grenzberei-chen zwischen den klassischen Disziplinen zu etablieren. Auch bedingt durch mein Doppel-studium und Doppelabschluss in Geographie und Deutscher Philologie (Germanistik) erkannte ich darüber hinaus, wie stark die eigene Perspektive die Wahrnehmung beeinflusst: Es gibt nichts was als wirklich "wahr" bezeichnet werden kann, und die Art und Weise wie Prozesse, Wechselwirkungen und sogar empirische Methoden kommuniziert und verstanden werden, ist nicht nur in Abhängigkeit des gesellschaftlichen Kontextes sondern auch aus Sicht der verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen und Paradigmen extrem unterschiedlich. Deshalb erscheint es oft schwierig, einen Schritt aus der eigenen Disziplin heraus zu unternehmen und eine neue Perspektive einzunehmen, dafür ist es aber außerordentlich spannend, inspirierend und erkenntnisfördernd und deshalb - aus meiner Sicht - unabdingbar - auch wenn ich mit meiner "Neugierde" nicht immer auf offene Türen stoße! Folgerichtig war meine Forschung von Anfang an transdisziplinär angelegt, und mich fasziniert bis beute die interdisziplinäre Zusammenarbeit nicht nur mit den Gesellschafts- und Geisteswissenschaften sondern mehr noch mit Natur-, Ingenieur- und Planungswissenschaften - immer mit der Idee unterschiedliche Perspektiven auf die Welt mit ihren spezifischen Methoden zusammenzubringen, immer auf der Suche um noch mehr über die Welt mit ihren geistigen, materiellen und sozialen "Erzeugnisse" zu erfahren . Diese Grundhaltung fordert heraus Forschungsfragen und Problemstellungen immer wieder neu zu formulieren. Die Schwerpunkte meines wissenschaftlichen Arbeitens liegen im breiten Feld der Stadt- und Regionalforschung, der Theorien der Urbanisierung und Stadtentwicklungsplanung, Politische und soziale Ökologie, Utopien - Heterotopien - Transtopien, der Sozial- und Kulturgeographie, Wertorientierungsforschung, der Bevölkerungsgeographie und des Demographischen Wandels, der Migrationsforschung und Integration, der Identitätsforschung, Gedächtnis- und Erinnerungsforschung, Politische Ökonomie (der Stadt und Region), improvisierende und temporäre Organisationen in der Planung und der Stadt, Kritische Theorie, "Post"-Theorien, Immobilienmärkte und Wohnen, Governance und Partizipation, Nachhaltigkeit und Kommunikation, Methoden- und Indikatorenentwicklung, räumliche Ökonometrie, Flamencologie. Die räumlichen Maßstabsebenen der Forschungsprojekte variieren oder werden als Mehr-Ebenen-Analysen durchgeführt, weshalb sich auch die Analyse von Akteurskonstellationen, den entsprechenden Regulationsmechanismen und Pfadabhängigkeiten sowie deren Interdependenzen verändern.. Konsequenterweise lässt sich mein Forschungsinteresse verdichten auf die Frage nach "Gedachter Raum, Gebauter Raum, Gelebter Raum: Formen der Organisation von Gesellschaft - Entwicklung, Interaktion und Kommunikation in verschiedenen sozialen und raumbezogenen komplexen Systemen und deren Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit". Neben der Analyse, der räumlichen Modellierung und praktische Umsetzung steht die Integration von Theorien und Methoden aus Geographie, Soziologie, Politik, Ökonomie, Philosophie, Gesellschaftstheorie, Governanceforschung, Politische Ökologie und Politische Ökonomie, Architektur und Städtebau sowie weiterer Kultur- und Gesellschaftswissenschaften im Vordergrund. Die anregenden und inspirierenden Konzepte aus Philosophie, Gesellschaftstheorie sowie weiterer Kultur- und Gesellschaftswissenschaften spielen bei der Theoretisierung, die eine notwendige Grundlage für die quantitative Modellierung darstellt, eine wichtige Rolle. Mit diesem von mir ausgearbeiteten Forschungsansatz ist es möglich, meinen Forschungen eine theoretisch und methodisch fundierte relationale Perspektive zu Grunde zu legen, und einen kritisch-analytischen Blick auf die Komplexität und Dynamik von Gesellschaft und ihre unlösbare Verknüpfung mit dem Gebauten und dem physisch-materiellen Raum zu erlangen: Ökonomische, politische, sozialen, kulturelle, planerische Phänomene oder Pro-zesse werden nicht aus der Perspektive nur eines gesellschaftlichen Systems analysiert, sondern immer auch aus der Perspektive seiner Umwelt und somit in ihrer Verwobenheit untereinander und in ihren Formen der Verräumlichung. Welche Erkenntnismöglichkeiten eine relationale Perspektive für Bereiche wie z. B. Sozialstrukturanalysen liefern, gilt es in den kommenden Jahren noch weiter zu theoretisieren und methodisch auszuarbeiten. Synergetisch zur relationalen Forschungsperspektive analysiere ich - in Abhängigkeit der Forschungsfrage - die emergenten Phänomene, Paradigmen und Prozesse auf den verschiedenen Ebenen eines Kollektivs in ihrer Wechselbeziehung zu den Handlungen und Orientierungen von Individuen. Unterschiedliche Prozesse der Integration und Desintegration auf allen sozialen, politischen wie räumlichen (lokal bis global) Ebenen lassen sich sowohl diachron als auch synchron untersuchen. Raumbezogene Wahrnehmungs-, Deutungs- und Handlungsmuster von Men-schen lassen sich mit dem zu Grunde liegenden relationalen und prozessualen Kulturver-ständnis theoretisch und methodisch fundieren. Mit sozialem und demographischem Transformationsprozessen verändern sich auch die sozialen, demographischen, ökonomischen, politischen und kulturellen Aspekte und Planbarkeit von Stadt- und Regionalentwicklung sowie von Raumentwicklung in supranationalen Kontexten, weswegen diese Dimensionen von mir auch in zeitlich wie räumlich vergleichender Perspektive diskutiere.

2.2 Dissertation: Beginn der Entwicklung meiner Methoden und Arbeitsweisen

Kritische Reflektion, gesellschaftliche Relevanz und Anwendungsorientierung sind kennzeichnend für meine Forschungsprojekte, wobei nach einer intensiven gesellschaftstheoretischen Auseinandersetzung die jeweiligen Hypothesen und Fragestellungen entweder in qualitativ-hermeneutischen oder quantitativ-statistischen Analysemethoden und räumlicher Modellierung oder in einer Kombination beider methodischen Zugänge bei weitgehender Modellfreiheit bearbeitet werden. Konsequent entwickelt habe ich diesen Ansatz in meiner transdisziplinär angelegten Dissertation mit dem Titel "Dimensionen des individuellen und gesellschaftlichen Wandels: Die grundlegenden Orientierungen ‚geschlossen-offen' und ‚konkret-abstrakt' als Deter-minanten der Stadtentwicklung in Barcelona (1986-2005)", weswegen die Arbeit von der Prüfungskommission als umfassende konzeptuelle Grundlage für die disziplinübergreifende Stadtforschung sowie Sozial- und Kulturgeographie angesehen und mit der Gesamtnote "summa cum laude" bewertet wurde. Im Rahmen meiner Dissertation habe ich die Auswirkungen von übergeordneten gesamt-gesellschaftlichen Prozessen wie Globalisierung, wirtschaftliche Restrukturierung hin zur Dienstleistungs-, Informations- und Wissensökonomie unter den Bedingungen zunehmen-der Reflexivität und Digitalität, demographischer und sozialstruktureller Wandel, Migration und Multilokalität, soziale und räumliche Mobilität auf Stadtentwicklungsprozesse und ihre Dynamik in Barcelona untersucht. Ausgangspunkt war die Frage, wie stadtplanerisch und stadtpolitisch mit den veränderten gesamtgesellschaftlichen Dynamiken, insbesondere auch vor dem Hintergrund der politischen Transformation hin zur Demokratisierung und Öffnung nach Ende der Diktatur unter General Franco (1975), umgegangen, und wie das Sportgroßereignis Sommer-Olympiade 1992 als Katalysator für die Entwicklung verschiede-ner Stadtumbaustrategien und neuer Leitbilder genutzt wird - in einer Stadt, die ebenso dicht bebaut wie unterentwickelt ist, und die soziale Marginalisierungs- und städtebaulich-architektonische Degradierungsphänomene, hervorgerufen durch verschiedene Peripheri-sierungsprozesse, zeigt. Untersucht wurde, wie sich mit den Paradigmenwechseln in der Stadtplanung in verschiedenen Phasen der Stadtentwicklung auch die Planungsinstrumente und Stadt(planungs)politiken verändern. Neben neuen Formen des Urban Managment und der Urbane Governance mit unterschiedlichen Akteurskonstellationen (z. B. (internationale) Private-Public-Partnership) wurden auch verschiedene unabhängige Partizipations- und Aushandlungsprozesse analysiert, die kritisch oder kreativ die urbanen und städtischen Transformationen und die in unterschiedlicher Weise damit verbundene Marginalisierun-gen, neue Formen der Exklusion und Peripherisierungen in Frage stellen, diese nicht hin-nehmen, sondern sich zur Wehr setzen und eigene urbane Strategien entwickeln (z. B. Forat de la Vergonya, Trinitat Nova, AA.VV. Casc Antic, Künstlerkollektiv "La Escocesa"). Gleichzeitig wurde verschiedenen Fragen nachgegangen: Welche Langzeiteffekte haben städtebauliche und soziale Maßnahmen im Rahmen von Großevents und die sich damit verändernden Regulations- und Akkumulationsregime auf die Lebensqualität von Bewoh-nerinnen und Bewohnern in den jeweiligen Städten? Wie wirken sich die intendierten und nicht intendierten Folgen von Stadtplanungsprozesse, überlagert von den Auswirkungen der übergeordneten gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen, langfristig auf die Lebensfüh-rung der Bewohner und somit auf die sozialräumlichen Differenzierungsprozesse in den Quartieren Barcelonas sowie auf Ebene der Gesamtstadt aus und wie können diese analy-siert und messbar gemacht werden? Deutlich wird, dass die Komplexität des ganzen For-schungsdesigns die Kombination und Integration verschiedener qualitativer und quantitati-ve Methoden der empirischen Sozialforschung erfordert. Hierbei ebenso wie auch während meiner nachfolgenden und aktuellen Forschungsarbeiten in anderen nationalen und internationalen Kontexten hat sich immer wieder gezeigt, dass, im Zusammenhang gesamtgesellschaftlicher Entwicklungen wie Globalisierung, Individuali-sierung, Postmodernisierung, die klassischen sozialstrukturellen Kategorien der empirischen Sozialforschung aufgrund veränderter Differenzbildungsprozesse, Zugehörigkeiten und deren Reichweiten sowie Weltwahrnehmungen und -konstruktionen zunehmend hinter-fragt werden müssen, weshalb auch die Erklärungskraft gängiger qualitativer und quantita-tiver Methoden der empirischen Sozialforschung abnimmt oder zumindest überprüft wer-den muss. "Modellfreie" Methoden, die weitgehend ohne Grundannahmen und vorgefertigten Kategorien auskommen, wie z. B. modifizierte explorative statistische Verfahren, können hier, insofern sie unterfüttert sind durch eine umfangreiche gesellschaftstheoretische Interpretation, zu neuen Perspektiven auf und Erkenntnissen von gesellschaftlicher Dynamik führen, wie ich in meiner Dissertation durch die Entwicklung meines Konzepts der grundlegenden Wertorientierungen, hier als Determinanten für Wohn(standort)entscheidungen, sowie dessen Anwendung in nachfolgenden Forschungsprojekten zeigen konnte. Veränderte Wertorientierungen, ob als Ursache oder Folge von gesellschaftlichem Wandel oder sozialem Stress, bedingen Transformationsprozesse, durch die sich das Verständnis und die Bewertung von sozialer Kohäsion, nachhaltiger Entwicklung, Governance und raumbezogener Aushandlungs- und Gestaltungsprozesse, beständig verändert, weshalb ich in meiner Forschung auch die Weiterentwicklung angepasster Theorien und Messmethoden fokussiere. Eine Theoretisierung und quantitative sowie qualitative Modellierung der Zusammenhänge zwischen individuellen Wertorientierungen und sozialen Werten und Regeln wurde in der Dissertation durch die Rekonstruktion der Skalen sozialer Wertorientierungen und Vorstellungen auf sozialtheoretischer und sozialphilosophischer Basis möglich. Ausgehend von Karl R. Popper und dessen Abhandlungen über die grundlegende Dimension "offen - geschlossen" wurde, basierend auf den Arbeiten von Friedrich A. v. Hayek und Niklas Luhmann, die zweite Dichotomie "konkret - abstrakt" abgeleitet und operationalisiert. Gleichzeitig konnte so auch konzeptualisiert werden wie Individuen sowohl Gesellschaft mit ihren Orientierungen und Werten als auch Raum wahrnehmen und konstruieren. 2.3 Forschungsmethoden Qualitativ-hermeneutische Methoden (Auswahl der am meisten von mir verwendeten Methoden, alphabetische Sortierung): " Bild- und Filmanalysen (deutsch, englisch, spanisch, portugiesisch/brasilianisch) " Diskursanalyse " Dokumentenanalyse (deutsch, englisch, spanisch, portugiesisch/brasilianisch) " Ethnographie " informelle Gespräche (deutsch, englisch, spanisch, portugiesisch/brasilianisch) " Karteninterpretation " Meta-Analyse " mehrstündige Tiefeninterviews (deutsch, englisch, spanisch, portugiesisch/brasilianisch) " Netzwerkanalyse " offene Akteur-/Experteninterviews (deutsch, englisch, spanisch, portugiesisch/brasilianisch) " Risiko-/Szenarioanalysen " teilnehmende Beobachtung " Textanalyse (deutsch, englisch, spanisch, portugiesisch/brasilianisch) " themenzentrierte, leitfadengesteuerte Akteur-/Experteninterviews (deutsch, englisch, spanisch, portugiesisch/brasilianisch) Quantitativ-statistische Methoden (Auswahl der am meisten von mir verwendeten Methoden, alphabetische Sortierung): " Actor-Network-Analysis (ANT) " deskriptive Statistik (Excel, SPSS) " Geographische Informationssysteme " Kartierung " Meta-Analyse " Modellierung komplexer Systeme unter Verwendung selbstentwickelter Algorith-men " multivariate, explorative Verfahren (u. a. Cluster-, Faktoren-, Hauptkomponenten-, Korrespondenz-, Regressionsanalysen) " Netzwerkanalyse " Prognosetechniken (z. B. Bevölkerungsprognosen, Monte Carlo Simulation, Historische Simulation) " spatial econometrics/räumliche Ökonometrie " standardisierte/teilstandardisierte Befragungen (schriftlich, online, telefonisch) mit Datenaufbereitung und Datenbereinigung (deutsch, englisch, spanisch, portugie-sisch/brasilianisch, französisch) " structural equation modeling (SEM) (v. a. SPSS Amos) 3. Forschungsfelder Meine nachfolgende intensive Forschungstätigkeit bis heute baut in vielen Punkten auf die mit der Dissertation gelegte Basis auf und erweitert die Themenbereiche sowohl hinsichtlich der Vertiefung theoretischer Grundlagen und der Weiterentwicklung quantitativer sowie qualitativer Methoden als auch im Bereich der Anwendung. Ausgehend vom Forschungsbereich "Wertorientierungen und gesellschaftlicher Wandel" wurden explizit raumbezogene Wertorientierungstypen der Wohnungssuchenden in der Metropolregion Rhein-Neckar quantitativ modelliert und im Rahmen des Wohn- und Stadtentwicklungskonzeptes Wohn.Raum.Stadt der Stadt Mannheim bei der Entwicklung städtebaulicher Pilotprojekte eingesetzt (Schwerpunkt "Wohnungsmärkte und Stadtentwicklung"). Im Bereich "Wohnen im demographischen Wandel" wurde von mir durch Moderation und wissenschaftliche Begleitung des ExWoSt-Projektes der Wohnungsbau GmbH Worms zum generationenübergreifendem Wohnen in einem partizipativen Pla-nungsprozess der erfolgreiche Umbau und die Neugestaltung verschiedener Wohnobjekte erreicht. Eine umfangreiche Weiterentwicklung statistischer und ökonometrischer quantitativer Methoden erfolgte im Schwerpunkt "Regionalökonometrische Einzelhandels- und Kaufkraftstromanalyse", wo basierend auf den erzielten Ergebnisse einer Studie im Auftrag der IHK Rhein-Neckar Akteure aus den Bereichen Wirtschaft, Politik und Verwaltung beraten wurden, sowie im Rahmen des Projekts "Households' Values, Risk Preferences and Credit Decisions - the Impact of the Borrowers on the Stability of Regional Real Estate Marktes (Housing)" im Forschungsnetzwerk "Immobilienmärkte und Kapitalmärkte" - Pakt für Forschung und Innovation der Leibniz-Gemeinschaft (Leibniz Network on Real Estate Markets and Capital Markets - ReCapNet. Internationale Migration und Integration erscheint im Wesentlichen als ein urbanes Phäno-men und sind somit für mich ein wesentlicher Bestandteil der Stadtforschung. Im Schwerpunkt "Stadt und Migration" werden von mir Dynamik und Auswirkungen von Differenzbildungsprozessen aus geographischer Perspektive mit ökonomischen, soziologischen, politologischen und kulturwissenschaftlichen Implikationen theoretisiert und empirisch analysiert. Die neben Orientierungen und Werten hier wichtigen Begriffe "Zugehörigkeit" und "Identität" verbinden dieses Forschungsfeld mit dem Schwerpunkt "Kulturelles/Kommunikatives Gedächtnis und Identitätsforschung", in dem Konzepte der Identitäts- und Gedächtnis-/Erinnerungsforschung in stadt- und regionalökonomischen Forschungskontexten implementiert wurden. Der hier von mir u. a. am Beispiel der Calé (Gitanos) in Spanien ausgearbeitete theoretische Forschungsansatz wurde auch in meinem Forschungsfeld "Development through Sport" weiterentwickelt, in dem nicht nur die Auswirkung sportlicher Großveranstaltungen, sondern auch die Funktion und Wirkungs-möglichkeiten von Sport in marginalisierten "rechtsfreien" städtischen Räumen thematisiert wurden (z. B. streetfootball, Capoeira). Mein Forschungsschwerpunkt "Heterotopien des Urbanen. Zur politischen Utopie des städtischen Raums" hatte seinen Ursprung in meiner Dissertation, in der Heterotopien schon als Teil der Triplizität "polis - urbs Stadt" systematisiert und im Kontext städtischer Quartiere diskutiert wurden. Den vorläufigen Höhepunkt dieses Schwerpunkts stellt die von mir initiierte, organisierte, geleitete und zusammen mit dem Ernst-Bloch-Zentrum im November 2013 durchgeführte transdisziplinäre und internationale Konferenz "Heterotopien des Urbanen. Zur politischen Utopie des städtischen Raums" dar. In meinem aktuellen Forschungsfeld "Urbanität als Prozess: Transversale Perspektiven - Transgressive Praktiken" schließlich steht die Analyse der grundlegenden "Momente" im Migrationsdiskurs im Mittelpunkt, wodurch eine fundierte Definition und Beschreibung von Transversalität und ihre Beziehung zur Theorie der Urbanisierung und postmodernen Planung möglich wird. Damit gerät schließlich auch die grundlegende Integration meiner Forschungsfelder in greifbare Nähe. Im Folgenden werden die einzelnen Schwerpunkte meiner Forschung nochmals detaillierter dargestellt: Wertorientierungen und gesellschaftlicher Wandel Neue soziale und räumliche Ungleichheiten sind der Ausdruck sich verändernder Differenzbildungsprozesse in Gesellschaft wie sie z. B. in Modellen zur ersten und zweiten demographischen Transition diskutiert werden. Diese erfordern neben der Anwendung etablierter Analysemethoden eben mehr noch die Entwicklung von - dem gesellschaftlichen Wandel mit seiner räumlichen Dimension angepassten - neuen Analyse- und Interpretationsverfahren mit eigener Begriffsbildung. Unabdingbar bei der Analyse und Aufarbeitung der Organisation von Gesellschaft und Gruppen und deren Wandel ist die Integration der Einflüsse von der individuellen Akteursebene und der gesellschaftlichen Makroebene. Deshalb ziele ich in meinen Forschungsarbeiten zum gesellschaftlichen Wandel immer auch darauf ab, die Rolle von Akteuren und ihrem Handeln genauer zu konzeptionalisieren und den Einfluss von Institutionen und grundlegenden gesellschaftlichen Orientierungen, Normen und Wertvorstellungen sowie räumlichen, sozialen, politischen wie ökonomischen Makrostrukturen systematisch auszuarbeiten und theoretisch zu reflektieren. Ausgehend von der Frage, welche Langzeiteffekte städtebauliche und soziale Maßnahmen im Rahmen von Großevents und die sich damit verändernden urbanen Regulations- und Akkumulationsregime (z. B. Formen der Urban Governance, Public-Private-Partnerships, Cluster und Netzwerke, Strukturwandel etc.) auf die ökonomische Kapazität und Lebensqualität von Bewohnern in den jeweiligen Städten haben, habe ich mit dem in meiner Dissertation ausgearbeiteten Konzept der grundlegenden Wertorientierungen als Determinanten für Stadtentwicklung und Wohnstandortentscheidungen eine der wesentlichen methodischen Grundlagen für mein späteres Arbeiten entwickelt. Das von mir ausgearbeitete Konzept der grundlegenden Wertorientierungen ermöglicht es, deren Bedeutung für ökonomisches, soziales und planerisches Handeln unterschiedlicher städtischer Akteure theoretisch zu erfassen. Welche Wohnmöglichkeiten realisiert werden, hängt maßgeblich mit Lebensentwürfen und Wertorientierungen zusammen, weswegen das Konzept als umfassende Grundlage für die Wohn- und Stadtforschung angesehen wird. Erarbeitet und diskutiert wurde der Ansatz in einem umfassenden Forschungsprojekt zu den Auswirkungen des individuellen und gesellschaftlichen Wandels in Barcelona zwischen 1986 und 2005 auf die städtebaulich-architektonischen Utopien und den modus operandi von Stadtentwicklungsplanung und -politik, auf die Restrukturierung städtischer Flächennutzung und Bodenmärkte durch einen umfassenden Strukturwandel, auf die Macht, Durchsetzungsfähigkeit und Verantwortung einzelner Akteure im Partizipationsprozess sowie auf die Dynamik bei der Wohnstandortwahl der Bewohner und die daraus resultierende residentielle Segregation. Veränderte Wertorientierungen, ob als Ursache oder Folge von gesellschaftlichem Wandel, bedingen Transformationsprozesse, durch die sich das Verständnis und die Bewertung sozialer Kohäsion, ökonomischer Entwicklung, der Paradigmen von urbanen Politiken und Urban Governance sowie raumbezogener Aushandlungs- und Gestaltungsprozesse beständig verändern, weshalb ich in meiner Forschung auch die Weiterentwicklung angepasster Theorien und Messmethoden fokussiere. In mehreren nachfolgenden Drittmittelprojekten und Grundlagenforschungen konnte ich nicht nur die Bedeutung von grundlegenden Wertorientierungen des Individuums für städtische Wohnstandort-Entscheidungen und Wohnzufriedenheit mit Hilfe quantitativ-statistischer Methoden greifbar machen und für die Stadt- und Regionalentwicklungspla-nung, Architektur und Städtebau operationalisieren, sondern auch partizipative urbane Entwicklungsstrategien und governance gaps analysieren, und die Heterotopisierung des urbanen Raumes mit den sozialen und architektonischen Utopien kontrastieren, kritisch diskutieren und darauf aufbauend Kommunen, politische Akteure, NGOs, Wohnungsbaugesellschaften und -genossenschaften beraten und deren Kommunikationsprozesse auch bei der Partizipation der Zivilgesellschaft im Bereich Wohnen und Stadt- und Regionalplanung moderieren, wodurch nachhaltige Konsenslösungen erreicht werden. Wohnungsmärkte, städtische Ökonomie und nachhaltige Stadtentwicklung Die ökonomische Basis und Dynamik in Städten und Agglomerationen wird auch weiterhin durch den Demographischen Wandel, durch Migration und Diversity, Globalisierung, Transnationalisierung und Kosmopolitisierung bestimmt, die zur Heterogenisierung von Lebensentwürfen, zur generellen Konkurrenz der Städte und Regionen um Unternehmen, Hochqualifizierte und kluge Köpfe, einkommensstarke Haushalte, Familien etc., sowie zu neuen ökonomischen, sozialen und räumlichen Ungleichheiten führen. Deshalb erarbeitet auch die Stadt Mannheim ein Wohn- und Stadtentwicklungskonzept, interdisziplinär und unter Einbezug verschiedener städtischer Akteure und Experten, welches auf den Ergebnissen einer von mir und meinen Kollegen durchgeführten Haushaltsbefragung zu den Wanderungsmotiven und Wohnstandortentscheidungen der Wohnungssuchenden in der Metropolregion Rhein-Neckar basiert. Die im Rahmen dieser Studie von mir modellierten raumbezogenen Wertorientierungstypen bzgl. der Wohnstandortwahl und ihrer Wohnzufriedenheit auf Quartiersebene sowie der räumlichen Organisation ihrer Tätigkeiten (lokal, regional, national, transnational) stellen einen der Grundparameter bei der Entwicklung der städtebaulichen Pilotprojekte des Wohn- und Stadtentwick-lungskonzeptes Wohn.Raum.Stadt der Stadt Mannheim dar. Im dazugehörenden Expertenforum Wohn.Raum.Stadt diskutiert die Stadt Mannheim die weitere Ausarbeitung ihres ambitionierten Wohn- und Stadtentwicklungskonzeptes, welches nicht unabhängig von der Entwicklungsdynamik (Boden- und Immobilienpreise, Arbeitsplätze, Infrastruktur- und Erreichbarkeit, Bevölkerungsentwicklung, Lebensformen und Wertorientierungen, Konsum etc.) in den Gemeinden der Metropolregion Rhein-Neckar entstehen soll. Neue Formen der Urban Governance und Public-Private-Partnerships werden auch im Bereich der militärischen Flächenkonversion erprobt. Dieser Bereich, der die Stadt Mannheim in den kommenden Jahren beschäftigen wird, soll mit Bürgerbeteiligungsverfah-ren entwickelt und mit durchmischten Akteurskonstellationen (Großinvestoren und Kleinanleger mit Eigeninteressen) implementiert werden. Dabei geht es nicht nur um die Revitalisierung der Konversionsflächen, sondern auch um deren infrastrukturelle Vernetzung mittels nachhaltiger Lösungen. Studierende der Volkwirtschaftslehre, Politikwissenschaft, Soziologie, Geisteswissenschaften und Wirtschaftsgeographie der Universität Mannheim haben unter meiner Supervision ein nachhaltiges, integriertes Stadtentwicklungskonzept für die Konversionsfläche "Benjamin-Franklin-Village" entwickelt, welches im Rahmen der "Franklin Factory" der (Fach)Öffentlichkeit zur Diskussion und als Impulsgeber für die weitere Planung vorgestellt wird. Durch meine Expertise und mit weiteren Gutachten bin ich Mitglied des Expertenforums Wohn.Raum.Stadt sowie beratend in den verschiedenen Gremien zur militärischen Kon-version. Wohnen im demographischen Wandel Demographischer Wandel, Wertewandel, Heterogenisierung, Singularisierung, Individualisierung, und nicht zu Letzt die Forderung nach nachhaltiger Entwicklung verändern nicht nur den wissenschaftlichen Fokus, hin zur Integration der Perspektive der Wohnenden, mit ihren Wünschen und Bedürfnissen, sondern auch die Planungsformen der Akteure der Wohnungswirtschaft. Im Rahmen des ExWoSt-Projektes "Ge-nerationenübergreifendes Wohnen in Miet- und Eigentumsform im Bestand und im Neubau in Worms als experimenteller Wohnungs- und Städtebau" habe ich das Teilprojekt "Eigentum" wissenschaftlich begleitet, während das Teilprojekt "Miete" von mir über einen Zeitraum von drei Jahren moderiert und wissenschaftlich begleitet wurde. In einem partizipativen Planungsprozess wurden der Umbau und die Neugestaltung des Objektes ebenso wie die Gemeinschaftsidee zwischen den zukünftigen Mietern, die inzwischen das Objekt bewohnen, entwickelt. Das Projekt gilt als eines der erfolgreichsten im ExWoSt-Programm (Experimenteller Wohnungs- und Städtebau). Dieser erfolgreiche Ansatz, der das Gesamtimage der Stadt Worms in Sachen Wohnen und Leben verändert, wurde in das unternehmerische Konzept der Wohnungsbau GmbH Worms implementiert und wird zusammen mit mir im gemeinschaftlichen, generationenübergreifenden Projekt "Wohnen für Jung und Alt - Wohnen ohne Barrieren im Grünen" der Wohnungsbau GmbH Worms weiterentwickelt. Regionalökonometrische Einzelhandels- und Kaufkraftstromanalyse Die Metropolregion Rhein-Neckar (MRN) war bei einem weiteren hochinnovativen Drittmittelforschungsprojekt unter meiner Leitung, welches im Auftrag der IHK Rhein-Neckar durchgeführt wurde, Untersuchungsraum. In der Einzelhandels- und Kaufkraftstromanalyse konnten die möglichen Einkaufsbeziehungen zwischen den 290 Gemeinden (83.810 Kaufkraftströme) der MRN mittels eines von mir weiterentwickelten gravitationstheoretischen Ansatzes ökonometrisch ermittelt und für den Auftraggeber sowie weiterer Akteure aus den Bereichen Wirtschaft, Politik und Verwaltung transparent dargestellt werden. Qualitative Meta-Analyse im Stadtmarketing Für eine kritisch reflektierte Bestimmung des Status quo der Stadtmarketing Mannheim GmbH wurde das das Instrument der qualitativen Meta Analyse von mir entwickelt. Mit diesem Analyseinstrument ist es möglich die bisher wenig reflektierte Bedeutung, die Stadtmarketing als kontinuierlicher, dauerhafter Partner bei der Stadtentwicklung(splanung) zukommt und die Herausforderungen, die damit für alle Beteiligten entstehen, zu analysieren und zu evaluieren. Immobilienmärkte und Kapitalmärkte Im Rahmen meiner Mitarbeit im Forschungsnetzwerk "ReCapNet - Immobilienmärkte und Kapitalmärkte" - Pakt für Forschung und Innovation der Leibniz-Gemeinschaft" wurde das Konzept der grundlegenden raumbezogenen Wertorientierungen in Bezug auf die individuelle Risikobereitschaft von Haushalten bei der Wohneigentumsbildung und Wohnstandortwahl weiterentwickelt. Stadt und Migration Gesellschaftlicher Wandel ist auf allen räumlichen Ebenen von Globalisierung, Mondialisierung und (internationaler) Migration geprägt, was mich zu Forschungsthematiken wie "Grenzüberschreitungen: Transmigration, Transkulturalität, Transethnizität, Transnationalität - neue Herausforderungen für die Raumentwicklung in Europa (Vergleichende Mehrebenenanalyse der (Leit)Bilder zur Integration und deren Umsetzung), "Öffentlicher Raum, Interkulturalität, residentielle Segregation und Integration" sowie "Kreativität, Kommunikation und urbane Entwicklung" führt. Im Rahmen meiner Migrationsforschungen, die in komplexer werdenden Gesellschaften zunehmend zu stadt- und regionalökonomisch relevanten Fragen der Integration, Diversity und transgressiven Identitätskonstruktionen führen, werden Dynamik und Auswirkungen von Differenzbildungsprozessen von mir aus geographischer Perspektive mit ökonomischen, soziologischen, politologischen und kulturwissenschaftlichen Implikationen theoretisiert und empirisch analysiert. Die Herausforderungen durch Migrationsprozesse werden auf europäischer, staatlicher oder regionaler Ebene sowie im städtischen bzw. lokalen Kontext sehr unterschiedlich diskutiert, was folglich zu unterschiedlichen kontext-abhängigen Leitbildern, Rhetoriken und in Folge Strategien beim Umgang mit den ökonomischen, sozialen und räumlichen Konsequenzen von Migration führt. Internationale Migration und Integration erscheint jedoch im Wesentlichen als ein urbanes Phänomen, welches sich innerhalb von Städten tendenziell auf bestimmte Stadtgebiete konzentriert. Die Hypothese ist dabei, dass die Diskurse und das Verständnis, was unter Integration oder "Bewältigung von Migration" zu verstehen ist, sich auf der lokalen Ebene deutlich von der nationalstaatlichen Sichtweise mit ihren Diskursen unterscheidet, diese jedoch nicht unabhängig voneinander sind. Gleichzeitig bestehen auf der lokalen Ebene deutliche Unterschiede zwischen dem, was von Akteuren aus Politik, Verwaltung sowie Stadtplanung institutionell an Handlungserfordernissen formuliert und in Folge umgesetzt und monetär unterstütz wird, und dem was im Alltagshandeln von Migranten und Nicht-Migranten in Bezug auf Bewältigung von Migration, ökonomischer Integration und sozialer Kohäsion vollzogen wird. "Zugehörigkeit" und Identität wird auch hier entlang unterschiedlicher Wertorientierungen und sozialen Kontakten verschiedener räumlicher Reichweiten konstruiert, was ökonomische Konsequenzen insbesondere für Städte hat. Teile dieses Forschungskomplexes wurden von mir im interdisziplinären Arbeitskreis der Akademie für Raumforschung und Landesplanung (ARL) "Räumliche Auswirkungen der internationalen Migration" geleitet, den ich als stellvertretende Leiterin und Geschäftsführerin zusammen mit Prof. Dr. Paul Gans geleitet habe. Kulturelles/Kommunikatives Gedächtnis und Identitätsforschung Im Bereich der Grundlagenforschung gelang es mir, Konzepte der Identitäts- und Gedächt-nis-/ Erinnerungsforschung weiterzuentwickeln, um sie dann in stadt- und regionalökonomischen Forschungskontexten zu implementieren. Im Forschungsprojekt "Culture and Economic Development: Memory - Space Place - Identity" konnte ich am Beispiel der Calé (Gitanos) in Spanien zeigen, wie Stigmatisierung, Unterdrückung und Verfolgung kompensiert wird durch Ausbildung einer kulturellen Identität über Flamenco. Hierbei stellen Wissen, Erinnerungen und Gedächtnis die Basis für die Konstruktion und Ausprägung der kulturellen Identität, die im kollektiven Gedächtnis verankert ist und sich in den Bezugssystemen Raum, Zeit und Gruppe sowie über das Verfahren der Rekonstruktivität bestimmen lässt. Deutlich wurde die Bedeutung der verschiedenen Wissensarten und sozialen Gedächtnisformen für die Ausbildung und Veränderung nicht nur für die kulturelle Identität sondern vor allem auch für die ökonomische wie soziale Integration der Calé (Gitanos) in Spanien. Dieser von mir ausgearbeitete theoretische Forschungsansatz, der auch im internationalen Kontext rezipiert wird, wird in meinem Forschungsfeld "Urban and Regional Development through Sport" weiterentwickelt. Political Ecology of Urban and Regional Development through sports In verschiedenen Forschungsprojekten wurden und werden die ökonomischen, sozialen und politischen Effekte von städtebaulichen und infrastrukturellen Maßnahmen im Rahmen von (sportbezogenen) Großevents (Olympische Sommerspiele 1992 in Barcelona/Spanien, FIFA Fußball-WM 2006 in Deutschland, Sportgroßereignisse in Brasilien 2014 und 2016) insbesondere auf die ortsansässige Bevölkerung untersucht. Durch Veränderung der Flächennutzungen kommt es zu Verschiebungen der Bodenrente und damit auch zur Neubewertung von Quartieren und Lagen. In der Regel ist ein Imagewandel der ganzen Stadt oder Region mit der Entwicklung von städtebaulichen Großprojekten verbunden, weshalb es möglich wird, neue Investoren und Unternehmen zu attrahieren, gleichzeitig können sich Segregations- und Gentrificationeffekte verstärken, was von den einzelnen städtischen Akteuren sehr unterschiedlich diskutiert und bewertet wird. Gleichzeitig entstanden und entstehen Arbeiten, die weltweit in verschiedenen marginalisierten städtischen "rechtsfreien" Räumen die Funktion und Wirkungsmöglichkeiten von Sport im jeweiligen gesellschaftlichen und politischen Kontext thematisieren. Hier rücken die Fragen, ob und wie mit Sport (Streetfootball, Capoeira) die räumlichen wie sozialen Geographien der Macht und den Zugang zu allokativen und autoritativen Ressource verändert werden können, und ob Sport als strategisches Instrument von NGOs, Non-for-Profit-Organisationen und Stadtverwaltungen eingesetzt werden kann, um gewaltfreie Konfliktlösungen sowie (Selbst-)Steuerungsprozesse zu fördern und dadurch die ökonomische Basis in den Quartieren und die Chancen zur ökonomischen wie sozialen Integration zu verbessern. Herausragend für diese Veränderung ist die Rolle von Frauen, da sie sich in diesen Projekten oftmals als Katalysatoren für ökonomische Ent-wicklung und damit für gesamtgesellschaftliche Veränderung erweisen. Im tri-nationalen, interdisziplinären Forschungsprojekt "Body and Space. Memory, Roots, Identity: Women in the Roda of Life" entwickle ich zusammen mit Prof. Sharon Goepfert vom College of Architecture and the Arts at the University of Illinois at Chicago und NGOs in Brasilien diesen Ansatz aus stadt- und regionalökonomischer Perspektive genderspezifisch weiter. Heterotopien des Urbanen. Zur politischen Utopie des städtischen Raums Zu Beginn des 21. Jahrhundert leben erstmals mehr als die Hälfte aller Menschen weltweit in verstädterten Räumen, weshalb UN-Generalsekretär Kofi Annan im Jahr 2000 bei der Eröffnung der Konferenz "Urban 21" das "Jahrtausend der Städte" ausgerufen hat. Globalisierung und Glocalisierung, internationale Migration und Transnationalität sowie Translokalität, veränderte Wertvorstellungen und eine Ausdifferenzierung von Lebensentwürfen und Identitäten, neue Artikulations- und Widerstandsformen sowie die Forderung westliche Repräsentations- und Wissensformationen stärker zu hinterfragen, kennzeichnen diese Dynamik am Übergang von der Moderne zur Postmoderne. Urbanes Leben findet zwar nicht nur in Städten statt, trotzdem erscheinen Städte als die Orte, die auf Grund der aktuellen Dynamik gesellschaftliche Zukunftsentwürfe und politische Utopien einerseits in den Blick nehmen müssen und wo anderseits kleine oder auch intentionale Utopien verortet werden. Damit werden auch Fragen virulent, welche Auswirkungen utopisches Denken auf das Gemeinwesen hat und mit welchen Akteurskonstellationen, Umsetzungsstrategien aber auch Grenzüberschreitungen jeglicher Art verschiedene Arten von "Urbanität" produziert werden. In der Stadtforschung wird "Urbanität" oder "das Urbane" zum einen als Produkt eines Aus-handlungsprozesses zwischen Stadtplanern, Architekten und Stadtverwaltungen mit ihren Imaginationen einerseits und privatwirtschaftlichen Akteuren andererseits thematisiert. Zum anderen gibt es aber auch Stimmen, die "das Urbane" jenseits einer neoliberalen Global-Governance-Architektur konzipieren und deshalb weltweit in unterschiedlichen lokalen Zusammenhängen ein "Recht auf Stadt" fordern. Neue Formen und veränderte Akteurskonstellationen städtischer Widerständigkeit, Kreativität und Aneignungsformen scheinen so Konzepte von Urbanität zu verändern oder zumindest die Produktionsprozesse in der Logik einer Global-Governance-Architektur in Frage stellen. Wie diese jedoch in Raum und Zeit operieren, mit welchen Taktiken, Strategien, Aktions- und Kommunikationsformen sowie Emotionen sie handeln und schließlich, welchen Utopien sie verhaftet sind, ist wissenschaftlich noch weiter zu differenzieren. Thematisiert wurde das Spannungsfeld von Utopia, Raumproduktion und urbanem Leben vor allem in den Theorien von Henri Lefebvre und Michel Foucault. Diese Komplexität von Gesellschaft mit ihren Macht- und Repräsentationsformen sowie ihren lokalen Verortungen im physisch-materiellen Raum hat Henri Lefebvre umfassend skizziert. "Das Urbane" erscheint in seiner Meta-Philosophie und praxistheoretischen Analyse des Alltags als "oeuvre", als Ausdruck menschlicher Kreativität, als eine experimentelle Utopie, ein Szenario im hier und jetzt, aber auch als das noch Mögliche, noch Bevorstehende, aber insbesondere "open-ended". Ähnlich wie Lefebvre konzipiert auch Ernst Bloch, als Grundlage für seine "konkrete Utopie", die Welt als einen unabgeschlossenen Prozess, dessen objektiv-reale Möglichkeiten zu analysieren sind, und verbindet menschliche Praxis mit dem Noch-Nicht-Bewussten, was ihn zum Prinzip Hoffnung führt. Konkrete Utopie ist für ihn der Prozess der Verwirklichung, in dem die Bestimmungen des Zukünftigen experimentierend hervorgebracht werden. Diese Konzepte können kontrastiert werden von Foucault's Dispositiv, welches die gesellschaftlichen Machtbeziehungen, Wissensformationen und Raum in den Blick nimmt. Insbesondere seine fragmentarischen Überlegungen zu Heterotopien als lokalisierte Utopien liefert eine interessante Denkfigur und eröffnet vielfältige Anschlussmöglichkeiten das Spannungsfeld zwischen Utopie und Urbanität auszuleuchten. Die Frage nach den Formen der Macht - im Sinne von Hannah Arendt als Gestaltungsmacht - spielt auch bei meiner langjährigen Beschäftigung mit Formen und Wirkungen von partizipativer Stadtplanung, neuen Formen der Urban, Governance und Governance Gaps sowie der Frage nach der Notwendigkeit und dem Umgang mit Urbanen Utopien und deren Heterotopien und der Frage nach Recht auf Stadt (in weltweit vergleichender Perspektive) eine zentrale Rolle. Urbanität als Prozess: Transversale Perspektiven - Transgressive Praktiken Die Welt wird zunehmend bunt, wie sich auch im Diskurs um "Vielfalt" spiegelt. Heutzutage weisen mehr und mehr Menschen transversal-transgressive oder zumindest transkulturelle und multilokale Identitäten auf und wollen sich nicht mehr zu vordefinierten, geschlossenen Gruppen subsumieren lassen oder sich gemeinsamen Gruppenidentitäten oder städtischen Utopien unterordnen, da diese für sie mit Diskriminierung, Marginalisierung, Exklusion oder Peripherisierung verbunden sind. Was als stille Revolution des Menschen gegen die Leitdifferenz begonnen hat, wird zunehmend zu einer Herausforderungen nicht nur für die Stadt- und Quartierspolitik sowie deren Planung sondern auch für den Nationalstaat. Vor allem die aus dem gesellschaftlicher Wandel, der zunehmenden Verstädterung der Erde resultierende Komplexität und (räumliche) Dynamik in unseren Städten, die (kosmopolitischen) Heimaten die aus transgressiven Identitäten, Transversalität und Multilokalität entstehen, sind es, die, vor dem Hintergrund von Mehrfachzugehörigkeit und Grenzüberschreitungen jeglicher Art von Grenzen und Differenzen, Stadt- und Regionalplanung und Forschung, Politik sowie Wissenschaft zukünftig herausfordern werden. In diesem Forschungsfeld wurden diese Herausforderungen ausgehend von einer fundamentalen Analyse der Entwicklung des Migrationsdiskurses in Europa aus einer deutschen Perspektive untersucht. Indem systematisch moderne und postmoderne Elemente dieses Diskurses unterschieden werden, lassen sich vier grundlegende "Momente" oder Impulse, nämlich ein homogenisierend-kollektivierendes, ein kosmopolitisches, ein kritisches und ein transversal-transgressives Moment, identifizieren, welche unterschiedliche, teilweise entgegengesetzte Herausforderungen für soziale Gerechtigkeit und Anerkennung erkennen lassen. Während das homogenisierend-kollektivierende, das kosmopolitische und das kritische Moment in unterschiedlicher Weise auf vertraute, traditionell moderne, binär standardisierte Differenzierungskategorien wie Herkunft, Ethnizität, Gender etc. rekurrieren und damit einer linearen entweder-oder-Logik folgen, entsteht das vierte Moment durch postmoderne transversal-transgressive Prozesse der Identitätskonstruktion. Heutzutage weisen mehr und mehr Menschen transversale, transgressive oder transkulturelle Identitäten auf. Anstatt aber jetzt eine radikale Dekonstruktion von Differenzen vorzunehmen, wird eine dynamischere Analyse mittels des eigens entwickelten gesellschaftstheoretischen wie methodischen Konzepts der (individuellen) Wertorientierungen eingeführt (und weiterentwickelt), die bisher als neues Differenzierungskriterium den dynamisch wechselnden, multioptionalen Lebensentwürfen mit ihren Transtopien angepasst erscheinen. Transtopien als räumliche Konsequenz dieser neuen Formen der Identitätskonstruktion und Codierung, ihre Beziehungen zu Heterotopien, die Dynamiken transversaler Urbanität sowie die Konsequenzen für den Diskurs zu "Sozialer Gerechtigkeit", für städtische Aushandlungsprozesse und Machtverhältnisse sowie für die Stadtentwicklungsplanung werden analysiert. Meine aktuellen Forschungen zeigen nicht nur, dass Transversalität zum bestimmenden Moment innerhalb der modernen und postmodernen Positionen des Migrations- und In-tegrationsdiskurs geworden ist, sondern auch wie sich daraus Kriterien für transversal-transgressive Methoden der Stadtplanung entwickeln lassen. Gegenwärtig arbeite ich mit internationalen Kolleginnen und Kollegen aus den Disziplinen Stadtplanung, Urban Design, Soziologie, Pädagogik, Kunst und Philosophie sowie mit Studierenden der Fachrichtungen Volkwirtschaftslehre, Politikwissenschaft, Soziologie, Geisteswissenschaften und Wirtschaftsgeographie der Universität Mannheim und Akteuren aus Migrantenselbstorganisationen sowie der Konversionsstelle der Stadt Mannheim daran, solche Methoden auf kommunaler Ebene zu entwickeln, zu diskutieren und diese im Rahmen des Konversionsprozess der Stadt Mannheim zu etablieren. 4. Zukünftige Forschungsziele (Auswahl) Bedingt durch die Bandbreite meiner Forschungsthemen und durch meine Offenheit für Interdisziplinarität ergeben sich für mich viele interessante Fragestellungen und Ideen und somit auch Anknüpfungspunkte an mögliche zukünftige Forschungsprojekte und der Entwicklung von Methoden. Generell bin ich offen für neue Themen und die damit verbundenen theoretischen, methodischen und empirischen Herausforderungen, welche mir eine Erweiterung und Schärfung aber auch Neuformulierung meiner bisherigen theoretischen Konzepte und Werkzeuge ermöglichen, wie z. B. die Ansätze zur Analyse der sozialen, ökonomischen und räumlichen Konsequenzen und Restrukturierungen des ökonomischen und demographischen Wandels, die ich im Rahmen meiner Dissertation entwickelt habe und die auf grundlegenden Wertorientierungen basieren. Auf Basis dieser Ansätze können neue Analysemethoden z. B. für die Untersuchung und Auswertung von Planungsprozessen, zur Beurteilung der Qualität von Governance-Strukturen und zur Untersuchung von governance gaps entwickelt werden oder für die wissen-schaftssoziologische Bestimmung divergenter sozialer und kultureller Codes und Differenzierungen sowie die Analyse des alltäglichen Umgangs oder der alltäglichen Bewältigung von Modernisierungs- und Postmodernisierungsphänomenen, die vor dem Hintergrund von Individualisierung, Pluralisierung, Multilokalität und Multioptionalität den Einzelnen scheinbar freisetzt von vordefinierten, und damit verlässlichen Vorgaben. Entsprechend wird das "Urbane", das auch eng mit Konstrukten wie dem Öffentlichen und dem Privaten oder dem Offenen und dem Geschlossenen verbunden ist, sowie die Definition dieses Begriffs weiterhin im Fokus meiner Forschungsinteressen stehen. Viele Prozesse wie der Demographische Wandel, alte und neue Formen von Migration, veränderte Akteurskonstellationen im Management von Raumentwicklungsprozessen, aber auch die Ausdifferenzierung von "Raumpionieren" mit ihrem unterschiedlichen raumwirksamen Verhalten und ihren spezifischen Motivationen verändern die soziale Dynamik, die sich in einer Neudefinition des "Räumlichen" ausdrückt und so die Gültigkeit der alten Paradigmen und Begrifflichkeiten in Frage stellt.